Selbstständig machen trotz schwieriger Zeiten? 

Wann auch immer du diesen Artikel liest – an die „schwierige Phase“ in 2020 werden wir uns wohl noch lange erinnern. Corona ist und bleibt präsent, ob am Gartenzaun, beim Einkauf, bei Ausflügen und spätestens wieder in den Nachrichten. Damit müssen wir uns noch eine Weile abfinden. Es fängt langsam an, normal zu werden. Und ich finde es erstaunlich, wie schnell man sich doch an die neuen Umstände gewöhnt. In meiner Verpeilung ist es auch schon vorgekommen, dass ich mir meinen – wie sie ihn alle so schön nennen – SCHNUTENPULLI im Auto übergestülpt habe (und ich fahre weder Taxi, noch bin ich Fahrschullehrerin).

Trotzdem bleibt die Frage: Wie wird es weitergehen und welche Auswirkungen wird die Krise auf unser Privat- und Arbeitsleben haben? Wo werden wir in ein paar Jahren stehen? Wer schon einmal damit geliebäugelt hat, sich selbstständig zu mache, wird sich gerade jetzt fragen: Lohnt es sich in diesen Zeiten oder ist es zu riskant?

Ich hatte meinen Businessplan schon fast fertig geschrieben und es wäre jetzt an der Zeit gewesen, ihn für meinen Gründungszuschuss fachkundig prüfen zu lassen. 

Doch seit Corona ist mein Businessplan viel besser in der Papiertonne aufgehoben, als auf dem Tisch einer Gründungsberaterin.

Was also tun, wenn sich von heut auf morgen die Umstände ändern? Die neue Situation annehmen und Pläne umschreiben?

Zur Planänderung gehören aber Informationen. Und Informationen zum jetzigen Zeitpunkt können sich morgen wieder ändern. Die Zeiten sind ungewiss – vorhersagen lässt sich nur wenig.

Die Sicht der Trend- und Zukunftsforschung

Die Trend- und Zukunftsforschung hat einige Werkzeuge parat. So hat das Zukunftsinstitut vier Szenarien beschrieben und damit versucht, mögliche Folgen der Krise einzuschätzen. Wie die einzelnen Szenarien näher aussehen, kannst du hier nachlesen.
Ich möchte sie an dieser Stelle nur kurz erwähnen:
  • Szenario 1: Die totale Isolation
  • Szenario 2: System-Crash
  • Szenario 3: Neo-Tribes
  • Szenario 4: Adaption

Für mich ist hier nur ein Szenario interessant. Denn im weiteren Verlauf dieser Aussichten hat das Zukunftsinstitut eine Community-Umfrage durchgeführt und 2500 Teilnehmer*innen um ihre Einschätzung der vier Szenarien gebeten. Dabei hat sich ein ganz klarer Favorit abgezeichnet: die Adaption.

Optimistisches Zukunftsszenario

Die Adaption ist ein optimistisches Zukunftsszenario, das Folgendes besagt:

  • Wir werden gestärkt aus der Krise herausgehen.
  • Wir gehen flexibler mit Veränderungen um.
  • Es dreht sich nicht mehr alles um schnelles Wachstum und Profit.
  • Es braucht neue Geschäftsmodelle.
  • Wir gehen achtsamer miteinander um.
  • Lokale Unternehmen gewinnen wieder mehr an Bedeutung
  • Wir setzen vermehrt auf nachhaltige Qualität.

In diesem motivierenden Video erfährst du Näheres zur Adaption.

Es wird seine Zeit brauchen, bis sich die Wirtschaft wieder erholt hat und es bleibt offen, wie lange der Einbruch anhält und was es am Ende tatsächlich alles mit sich bringt. Positiv wie negativ.

Das gilt besonders für Unternehmen. Während es Unternehmen gibt, die um ihre Existenz bangen und tief in der Insolvenz stecken, gibt es umgekehrt Branchen, die während der Krise einen besonderen Boom erleben. Denken wir doch nur mal an die Ferien zu Hause, sei es im Pool, unterwegs im eigenen Wohnmobil oder generell heimische Outdoor-Aktivitäten.

Es ist definitiv eine Zeit, die Fluch und Segen zugleich sein kann. Eine Zeit, in der wir nichts schön reden, aber auch nicht den Kopf in den Sand stecken sollten. Wir können versuchen, in die produktive Anspannung zu wechseln, um von dort klug die nächsten Entscheidungen zu treffen. Das gilt auch für die Frage zum geeigneten Gründungszeitpunkt.

Gibt es den perfekten Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen?

Wenn man sich den Kfw-Gründungsmonitor aus 2019 ansieht, dann klang dieser damals zwar vorsichtig, aber zuversichtlich. Die Gründungstätigkeit in Deutschland fing gerade an, sich zu stabilisieren. Die Gründungen durch Frauen sind um 4%-Punkte gestiegen. Sogar die Vollerwerbsgründungen bei Frauen sind von 29% auf 38% gestiegen.

Wer konnte ahnen, dass wir jetzt vor ganz anderen Herausforderungen stehen. Womit sich auch die Titelfrage aus dem Gründungsmonitor beantworten lässt: Dass dies leider noch nicht das Ende der Talfahrt ist.

Steigen wir jetzt also in die Achterbahn? 

….vielleicht eher ungeübt ins Rafting-Boot.

Inzwischen ist der Gründungsmonitor 2020 veröffentlicht worden. Und die ursprünglich guten Aussichten drücken uns jetzt in der Krise noch einmal unter Wasser.

Eine Blitzumfrage im April 2020 hat ergeben, dass 41% der Gründer*innen ihre Pläne verschoben haben, 2% haben sie gänzlich abgebrochen, 25% haben ihr Geschäftsmodell vorübergehend und 16% dauerhaft angepasst.

Ich möchte es an dieser Stelle aber gar nicht kompliziert machen. Klar ist natürlich, dass sich die Rahmenbedingungen in diesem Jahr deutlich verändert haben und dass darauf entsprechende Maßnahmen / Reaktionen folgen, versteht sich von selbst.

Für mich ist hier wichtig zu verdeutlichen, dass zu einer Gründung sehr viel mehr gehört, als die unternehmerische Risikobereitschaft. Man sollte sich nichts vormachen und alle Faktoren – soweit möglich – vorher kritisch prüfen.

Schwierig, aber denken wir uns die Krise einmal weg…

Gibt es denn überhaupt einen geeigneten Gründungszeitpunkt? Welche Faktoren sollte man einbeziehen und auf welche Fragen Antworten finden?

Spielt das eigene Alter eine Rolle, wenn wir uns selbstständig machen?

Fangen wir beim Alter an. Die durchschnittlichen Gründer*innen in Deutschland sind 38,6 Jahre alt und das hält sich so konstant seit 2003.

Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt und sicherlich kann uns eine gewisse Lebenserfahrung und Stabilität im Leben nicht schaden. Vielleicht aber macht ein höheres Alter auch unsicherer. Gut möglich, dass man gewisse Risiken irgendwann nicht mehr eingehen möchte. Denkbar aber auch, dass man dann erst recht durchstarten wird. Weil die Kinder aus dem Haus sind und man nun mehr Zeit hat, seine Träume zu verwirklichen.

Du siehst, das wird sich sehr individuell gestalten.

Wie lange dauert die Gründungsphase?

Die durchschnittliche Gründungsphase von der Idee bis zum Start dauert laut Kfw ca. 7 Monate. So ist es nicht verkehrt, eine gewisse Planungsphase vorher einzukalkulieren. Vielleicht musst du umfangreiche Recherchen betreiben, Informationen einholen, Behördengänge vornehmen, besondere Vorschriften einhalten und hierzu entsprechende Vorkehrungen treffen.

Deine persönliche Ausgangssituation

An welchem Punkt stehst du momentan? Bist du noch angestellt oder arbeitslos? Gehst du bald in Elternzeit oder steckst mittendrin? Welche Motivation trägst du in dir? Machst du deinen Traum wahr und möchtest endlich das tun, was du schon immer tun wolltest? Oder gründest du aus der Not heraus? In beiden Fällen kannst du erfolgreich sein und trotzdem sind die Motive und mögliche Fallstricke völlig unterschiedlich.

Ans Eingemachte: Deine Geschäftsidee

Wie durchdacht ist dein Angebot / sind deine Produkte? Wie überzeugt bist du selbst davon? Wie gut kennst du deine potenziellen Kund:innen und wie groß ist der Bedarf? Wann wirst du Gewinn erzielen und wie lange musst du ggf. finanziell gefördert werden? Wie viel Zeit steht dir pro Woche / pro Tag zur Verfügung? Was musst du selbst erledigen, was kannst du abgeben?

Fazit – kein guter, kein schlechter Zeitpunkt

Ob du dich jetzt oder erst ein einigen Jahren selbstständig machen solltest, kannst allein du beantworten. Wenn du deine Existenzgründung gut durchplanst und selbst auf Herz und Nieren prüfst, dann wirst du ein Gefühl dafür bekommen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist oder nicht.

Es werden nie alle Rahmenbedingungen ideal sein und ein gewisses Risiko lässt sich nicht ausschließen. Auch deine Motivation und eigene Überzeugung spielt eine große Rolle. Nicht zuletzt aber die Nachfrage. Wird gebraucht, was du anbietest? Es gibt jede Menge Unterstützungsangebote und Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst. Ich werde hier in Zukunft einige vorstellen und auch eine Linksammlung anlegen.

Eine Fragensammlung als Check- und Prüfliste für dich und deine Gründung erhältst du über die MultiMuttiMail. Melde dich einfach an und erhalte die Checkliste als PDF-Datei.

 

Gründest du oder bist du schon selbstständig? Schreibe es mir in die Kommentare.

 

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