Loslassen und Entscheiden zum Jahresende

Das Jahr geht zu Ende und ich reflektiere, was hinter mir liegt. Persönlich war es ein sehr schwieriges Jahr – schwieriger noch als das Vorjahr, denn dieses Jahr war geprägt vom Verlust. Verlust in allen Varianten, die es gibt. Dabei dachte ich eigentlich, dass es 2021 nur besser werden kann.

 

Wenn ich zurückblicke, stelle ich fest, dass mir sowohl privat als auch beruflich das Loslassen eine große Hilfe war. Das Jahr 2020 stand für mich für berufliches Loslassen und das Jahr 2021 für ein besonders schmerzhaftes privates Loslassen. In beiden Fällen hat das alles erstmal für großes Unbehagen, Ängste und vor allem Verlustgefühle gesorgt. Doch das ist die eine Seite der Medaille und deshalb möchte ich dich heute mitnehmen und auch die andere Seite aufdecken, insbesondere wenn du in der Gründungs- oder Startphase deiner Selbstständigkeit steckst.

 

Heute möchte ich dich vor allem inspirieren, Vergangenes hinter dir zu lassen. Dich neu zu ordnen und Ballast abzuwerfen, der dich zurückhält und blockiert. Lass uns ins neue Jahr starten – realistisch motiviert und umsetzbar mit einem freien Kopf in eine erfolgreiche Selbstständigkeit.

Loslassen bedeutet, Neues zuzulassen.

Warum Loslassen schwer fallen kann

Vielleicht wird dir beim Gedanken an das Loslassen etwas mulmig zumute. Das ist völlig normal, denn wir Menschen sind Gewohnheitstiere und tun uns viel leichter mit dem, was wir kennen und einschätzen können. Lassen wir etwas los, wird sich die aktuelle Situation verändern und das wiederum bedeutet zunächst einmal Unsicherheit.

Unsicherheit kann Ängste hervorrufen.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Frage, ob man sich selbstständig macht oder doch im sicheren Job verweilt. Lassen wir den alten Job los, geben wir ihn auf. Wir geben ein Stück Sicherheit auf und begeben uns ins Risiko. So eine Entscheidung zu treffen, ist alles andere als leicht. Das zeigt aber auch, dass es ok ist, ein mulmiges Gefühl zu haben. Das Gefühl schützt uns davor, unbedachte Entscheidungen zu treffen. Wir wägen genauer ab und versuchen, das Risiko kalkulierbar zu machen.

 

Wenn das mulmige Gefühl jedoch so viel Unsicherheit mit sich bringt, dass wir lieber eine schwierige Situation weiter aushalten, als sie zu beenden, kann uns dieser Umstand stark einschränken und regelrecht blockieren. Es blockiert, dass wir uns auf Neues einlassen und sorgt dafür, dass wir weiter im alten Zustand festhängen.

Was bedeutet das nun für deine Selbstständigkeit?

Ich möchte darauf hinaus, dass wir uns manchmal vor schwierigen Entscheidungen drücken und dabei riskieren, dass wir unser Potenzial freisetzen. Vielmehr noch verdrängen wir hin & wieder sogar, dass eine Veränderung her muss. So als säßen wir müde gähnend in einem stickigen Raum und sind zu bequem, die Fenster für eine Portion Frischluft zu öffnen.

Ein persönliches Beispiel:

Ich war in der glücklichen Situation, wunderbare Kunden und Kundinnen zu haben, die mich regelmäßig mit Aufträgen in der Online Marketing-Beratung versorgt haben und doch habe ich deutlich gespürt, dass ich ins Karriere-Coaching wechseln möchte. Das war schon lange mein stiller Wunsch, den ich mir allerdings nie erlaubt hatte, näher zu betrachten. Die Trennung von meinen Kunden bedeutete, dass ich alles aufgebe, was ich mir bis dahin erarbeitet hatte, nicht zuletzt regelmäßige Einnahmen. Es war also alles offen und ziemlich risikoreich. Und ich möchte niemanden dazu animieren, einfach irgendwelchen Träumen hinterher zu jagen. Es geht mir vielmehr darum, sie wirklich anzuschauen und dann Entscheidungen zu treffen. Das können langfristige Entscheidungen sein, aber auch kurzfristige. Hauptsache, wir fällen überhaupt eine Entscheidung. Das schließt auch das Loslassen ein. Hätte ich mich dafür entschieden weiterzumachen, wie vorher, hätte ich eben – zumindest zunächst – meinen Wunsch losgelassen. Nun habe ich mich für das Gegenteil entschieden, nämlich meine Kunden und meinen Job loszulassen – mit allen Konsequenzen, die ich ganz allein zu verantworten habe.

Ein weiteres Beispiel aus unserer Mastermind:

Eine Teilnehmerin in unserer 2. Multmutti-Mastermind stand vor Frage, ob sie die Karriereleiter weiter erklimmt und die Stelle in der Geschäftsführung ihres Arbeitgebers annimmt oder ihren Traum von der Selbstständigkeit weiter verfolgt. Sie war lange hin- und hergerissen und traf am Ende eine klare Entscheidung. Sie suchte das Gespräch mit ihrem Chef und erklärte ihm, was los war. Was dann geschah ist ein schönes Beispiel dafür, dass Loslassen auch neue Türen öffnen kann. Sie entschied sich zwar gegen die Stelle, doch das offene Gespräch mit ihrem Chef machte möglich, dass sie beide über neue Lösungen sprechen konnten, ohne dass sie sich an dieser Stelle trennen mussten. Nun wird sie im nächsten Jahr für einige Monate von ihrer Arbeit freigestellt, um sich zunächst auf ihre Selbstständigkeit konzentrieren zu können, ohne ihren Job zu verlieren. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Aber die Entscheidung und der Mut, darüber offen zu sprechen, wurde in diesem Fall mehr als belohnt. 

Was beide Beispiele gemeinsam haben

Reflexion

Wenn wir reflektieren, erkennen wir überhaupt erst, wo der Schuh drückt. Das ist etwas, das du sowohl privat als auch beruflich in regelmäßigen Abständen tun solltest. Schau dir immer wieder deine Situation an und halte fest, was gut läuft und was weniger gut oder wirklich schlecht läuft.

 

Gibt es ein ganz akutes Problem, nimm es genau unter die Lupe und beleuchte es von allen Seiten. Benenne das Problem. Was löst es konkret in dir aus? Wann tritt das Problem auf? Ist es ständig präsent oder nur in bestimmten Situationen? Wie sehr beeinträchtigt dich das Problem? Was ist das Positive an dem Problem? Ja, auch Probleme können positive Seiten haben und die solltest du unbedingt anerkennen, denn genau diese Anerkennung hilft dir beim Loslassen. Aus jedem Problem können wir etwas für uns mitnehmen und daraus lernen. Manchmal erkennen wir sogar, dass dieses Problem nötig war, um wirklich weiterzukommen.  

 

Orientieren und Navigieren

Die Ergebnisse aus deiner Reflexion fließen in deine Lösungsansätze. Gerade in der Gründung oder Selbstständigkeit ist es wichtig, seine Ziele vor Augen zu haben. Wie sehen deine langfristigen Ziele aus und warum genau möchtest du sie erreichen? Wenn du nun wieder auf dein Problem schaust und es mit deinen Zielen abgleichst, frage dich, was du tun kannst, um wieder auf diese einzuzahlen. Prüfe auch deine Ziele in regelmäßigen Abständen. Vielleicht lohnt es sich auch, die Ziele anzupassen, weil sie viel zu hoch gesteckt sind oder gar nicht mehr zu dir passen, weil sich deine Lebenssituation völlig verändert hat. Dann gibt es vielleicht gar kein Problem mehr. 

    Entscheiden

    Nun hast du alles analysiert und Was-wäre-wenn-Szenarien erstellt. Wichtig ist nun, eine Entscheidung zu treffen, um nicht in einem offenen Loop stecken zu bleiben, in dem du dir die immer gleichen Fragen stellst und zu keinem Ergebnis kommst. Vielleicht bist du auch so eine Grüblerin wie ich und kennst dieses Gedankenwirrwarr, das irgendwann einfach nur noch anstrengend ist. Triff also eine Entscheidung. Das bringt Gedanken auf den Punkt und führt automatisch zu den nächsten Handlungen. Du tust etwas und wartest nicht länger auf Veränderungen. Denn Veränderungen kommen, ob wir wollen oder nicht. Doch die Veränderungen, die wir selbst herbeiführen, sind die, die uns stärken und erfahren lassen, dass wir die Situation in der Hand haben. 

     

    Lerneffekte und Reflexion

    Nach deiner Entscheidung und deinen nächsten Schritten folgt wieder die Reflexion. Schau dir wieder deine Situation an und prüfe, was sich seit deiner Entscheidung verändert hat. Vielleicht ist nun alles so, wie es sein soll. Vielleicht musst du Anpassungen vornehmen. Was konntest du lernen? Was war gut? Was war schlecht?

      Jetzt freue ich mich über deinen Kommentar – was möchtest du in diesem Jahr loslassen?

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